Wie alle Monate wieder, so überlege ich auch jetzt, einen Praktikanten oder eine Praktikantin zu beschäftigen. Denn Arbeit habe ich mehr als genug und um vorwärts zu kommen und mein Unternehmen zu festigen, muß ich noch ein wenig weiter expandieren. Aber einen Mitarbeiter kann ich noch nicht bezahlen. Da böte sich als Zwischenlösung die Aussschreibung eines Praktikums an. Aber wie jedesmal, wenn ich darüber nachdenke, so stoße ich auch dieses mal auf einige Probleme, die mich an der Umsetzung hindern.

Fairness & Bezahlung
Das ist noch der einfachste Punkt: ich halte eigentlich nicht sonderlich viel von Praktika. Stichwort: Generation Praktikum. Ich möchte nicht ein weiterer Arbeitgeber sein, der seine Praktikanten ausbeutet. Denn allzu oft ist das Praktikum nur ein Ausdruck einer Geiz-ist-Geil-Mentalität; nur dass es nicht um billig produzierte DVD-Player, sondern direkt um Menschen geht. Gute Arbeit sollte auch gut bezahlt werden.

Andererseits: Gerade weil ich einen Praktikaten nicht ausbeuten möchte, könnte er einiges bei mir lernen und würde nicht nur monotone und stumpfsinnige Arbeit verrichten. Er hätte es bei mir sicherlich besser als bei so manch anderem Arbeitgeber.

Ich kann definitiv einem Praktikanten zur Zeit kein großes Geld zahlen. Ein kleines Taschengeld wäre aber drin. Ja ich weiß: für viele Praktika bekommt man gar kein Geld. Aber weil das viele Arbeitgeber so machen, heißt das noch lange nicht, dass es richtig ist.

Dauer
Die Frage der Bezahlung führt zur nächsten Frage: wie lange soll das Praktikum denn gehen? Sicherlich hängt das auch vom jeweiligen Aspiraten ab: der eine brauch viel, der andere wenig Einarbeitung und Anleitung. Als Mindestlänge würde ich aber 4 Wochen ansetzten. Ein Praktikum unter 4 Wochen würde weder mir noch dem Praktikaten etwas bringen.

Je länger desto besser. Zumindest für mich. Aber da wären wir wieder bei der Frage der Fairness & Bezahlung. Wie lange darf ein Praktikum ohne nennenswerte Bezahlung dauern, damit das nicht in Sklaverei ausartet?

Arbeitsplatz / -ort
Das ist das größte Problem: wo soll der Praktikant arbeiten? Optimal wäre es, wenn er mit mir zusammen in einem Büro sitzten würde. Aber ich habe nur ein Homeoffice, dass das räumlich nicht hergibt und außerdem hätte ich dann ja quasi eine Präsenzpflicht. Und die wäre für mich aufgrund meines Arbeitsstils, aber auch diverser Verpflichtungen, schwer umzusetzten. Gut: zeitlich würde ich das mal für die ersten Paar Tage zur Einarbeitung hinbekommen. Bleibt aber das räumliche Problem.

Prinzipiell würde es wohl reichen, wenn ich mich mit dem Praktikanten 1-2 Mal in der Woche zusammensetze, um seine Arbeit zu besprechen und ihm neue Dinge zu zeigen etc.. Das könnte notfalls auch in einem Cafe geschehen. Ansonsten kann man ja telefonieren, Mails schreiben... So richtig zufrieden bin ich mit dieser Lösung aber nicht...


Was tun? Ich weiß, dass meine Wettbewerber en masse Praktikanten beschäftigen. Deshalb bin ich ja fast schon dazu gezwungen, selbst welche zu haben... Lange kann ich die Lösung meines Praktikanten-Problems also wohl nicht mehr aufschieben. Hach, manchmal ist es schwer, ein Gutmensch zu sein... ;-/

Nun zu Euch: Wie bewertet Ihr die einzelnen Punkte und Probleme? Habt Ihr vieleicht gar eine Idee zur Lösung? Habt Ihr vieleicht selbst schon Praktikanten beschäftigt? Wie waren die Bedingungen bei den Praktika, die Ihr selbst absolviert habt?

Ich freue mich über jedes Feedback!

EDIT: Es würde um ein Praktikum im Bereich Suchmaschinenoptimierung und Online-Redaktion gehen.



    Kommentare
    #1 Edith Karnitsch am 01/05/10 um 04:01
    Kenne das Problem, auch wenn meine location England ist. Habe Mitarbeiter im Büro früher als team Leiter gemanaget, und find dass "Neulinge" in den ersten Wochen doch einiges an Hilfe und Training brauchen.

    Daher für mich in home office habe ich mich gegen Praktikanten entschieden, und arbeite mit outsourcing companies in India. Mit outsourcing sind das bereits erfahrenen Angestellte die lokal einen project manager haben.

    Praktikanten würden für mich nur in Frage kommen mit Büro, so daß Fragen und Training im normalen Tagesablauf gehandhabt werden.

    all the best, Edith aka terraGirl
    #1.1 Ansgar Offermanns am 01/06/10 um 05:20
    Bisher habe ich auch versucht, Arbeitsspitzen per Outsourcing abzufangen. Wenn auch nicht in Indien, sondern mit Einzelunternehmern aus Deutschland. Das funktioniert zwar ganz gut, kostet aber auch einiges, obwohl ich mich da preislich im unteren Segment bewege.

    Und gerade für meine eigenen Projekte müßte ich bei Outsourcing doch sehr stark in Vorleistung gehen - das kann ich mir noch nicht leisten...
    #2 Michael Kieweg am 01/05/10 um 04:46
    Hallo

    Ich würde es so angehen.
    1. Wieviel Zeit kannst du konkret für die Einarbeitung des Praktikanten erübrigen, ohne dich selber unter Druck zu setzen? 2Tage, 3Tage?
    Lege das konkret fest, denn daraus ergibt sich, welche Vorkenntnisse der Anwärter mindestens mitbringen muss.
    Gleichzeitig kannst du dir überlegen, wie das Home Office des Praktikanten mindestens ausgestattet sein muss.

    2. Dauer des Praktikums - 3 Monate
    Das ist ein überschaubarer Zeitraum und wenn der Paktikant bei dir wirklich lernen soll, dann hat er dazu Zeit und Möglichkeiten genug. Außerdem ist es nicht so lang, daß er am Hungertuch nagen muss, wenn du ihn nicht bezahlst.
    Alles, was über 3 Monate hinaus geht, hat meiner meinung nach nichts mehr mit einem Praktikum zu tun. Da beginnt fpür mich die projektbezogene (Mit)arbeit und die gehört bezahlt. [Ja, ich weiß...]

    3. Der Gutmensch-Faktor - Bezahlung
    Bei einem 3-monatigen Praktikum finde ich eine echte Aufwandsentschädigung angemessen; d.h. Übernahme von Fahrtkosten, den Kaffee im Cafè, usw.
    Immer unter der Vorraussetzung, daß er mehr lernt als Kaffekochen und Akten sortieren und am Ende ein zeugnis bekommt, daß den namen auch verdient. Je nach Art des Projektes und Anteil an Mitarbeit, könntest du ihn auch als Co-Autor nennen - wenn er es verdient. Das ergibt dann eine schöne Referenz für ihn.

    Ich finde solche Arten des Praktikums, wie du sie hier ansprichst sehr gut und notwendig, weil sie die Leute auf die realität ihrer Arbeit vorbereiten.
    #2.1 Ansgar Offermanns am 01/06/10 um 05:27
    Danke für Dein Feedback - was Du sagt, hört sich vernünftig und schlüssig an!

    Eine Aufwandsentschädigung für Fahrtkosten und Kaffee ist für mich selbstverständlich. Das sind ja auch nicht so die riesigen Kosten.

    Kaffeekochen und so müßte der P. bei mir nicht: schließlich würde er ja die meiste Zeit nicht bei mir im Homeoffice arbeiten.

    Die Idee mit der Nennung als Co-Autor finde ich gut. Ich hatte auch schon überlegt, anstatt einer fixen Bezahlung, die Vergütung von den Arbeitsergebnissen abhängig zu machen. Sprich: wenn der P. gute Arbeit leistet, die ich auch verwerten kann, dann ist mir das durchaus einen kleinen Bonus wert.
    #3 Susann am 01/08/10 um 12:57
    Ich denke ein Praktikant ist nicht das Richtige. Gerade im Homeoffice bringt das nur Probleme. Geschweige denn, dass sich ein Praktikant findet, der unter solchen Bedingungen arbeiten will. Dann sind das nur ein paar Wochen. Die Betreuung frisst mehr als da bei raus kommt:-(
    #3.1 Ansgar Offermanns am 01/08/10 um 01:09
    Ja, das Homeoffice ist ein Problem. Mittlerweile denke ich aber, dass das lösbar ist.

    Und ich könnte mir sogar vorstellen, dass für manch einen Praktikanten die Aussicht reizvoll ist, sein Praktikum weitgehend zu Hause, fern von irgend welchen Vorgaben zu Arbeitsbeginn / -Zeitpunkt, zu absolvieren.
    #3.1.1 Thomas am 01/24/10 um 10:28
    Das leidige Parktikantenthema betrifft ja nicht nur Dich, auch "normale" Firmen müssen sich immer wieder Fragen, welcher Zeitraum für ein Praktikum sinnvoll ist (das hängt meiner Meinung nach auch vom Vorwissen der P. ab) und wie man die Einarbeitung bzw. Arbeitsplatzgestaltung vornimmt.

    Die Idee von zu Hause zu Arbeiten ist sicherlich im Bereich Online-Redaktion sinnvoll - bleibt die Frage nach einer vernünftigen Betreuung, die Du ja oben selber ansprichst, und nach Deiner telefonischen Erreichbarkeit bei Rückfragen. Das sind sicher kleine Probleme die sich lösen lassen. Würde mich freuen, zu hören wie der "Feldversuch" geklappt hat.
    #4 Christina am 02/16/10 um 09:22
    Hallo,

    ich habe das Problem genau anders herum, vielleich können wir was zusammen machen.
    Ich bin selbstständig im Bereich Webdesign und Computerservice aber nebenbei noch Studientin der Wirtschaftsinformatik. Jetzt muss ich ein Praktikum für die Uni vorweisen, kann aber nur eins annehmen, dass ich aus meinem eigenen Büro zeitlich felxibel machen kann. Meine Kunden möchten ja auch ihren Service behalten und ich möchte meinen Kundenstamm nicht verlieren.

    Es ist aber garnicht so einfach so ein Praktikum für "zuhause" zu finden. Es müssen 40h pro Woche über drei Monate bestätigt werden. Wenn Sie also Interesse an einer Zusammenarbeit haben können wir das gern mal besprechen:
    christina@grbr-tv.de
    #4.1 Ansgar Offermanns am 02/17/10 um 06:10
    Hallo Christina,

    Du bekommst auf jeden Fall gleich ne Mail von mir!

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