Top10: Designer im Preis drücken

Ich bin gerade über eine Liste der "Top-10-Knebelargumente, um Designer im Preis zu drücken" gestolpert:

  • Machen Sie das günstiger (oder kostenlos), und wir zahlen das nächste Mal mehr.

  • Wir zahlen nie vor Fertigstellung.

  • Machen Sie das für uns günstiger und Sie werden eine tolle Referenz für weitere Projekte haben. Die Leute werden Schlange stehen.

  • Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Lassen Sie es mal da, damit ich mit meinem Partner drüber reden kann.

  • Das Projekt ist nicht abgesagt, nur verschoben. Verrechnen Sie noch nichts, wir machen in zwei Monaten weiter.

  • Angebot? Vertrag? Wozu? Wir sind doch Freunde.

  • Schicken Sie die Rechnung erst, nachdem es gedruckt ist.

  • Der letzte Grafiker tat es für XXX Euro.

  • Unser Budget ist maximal XXX Euro.

  • Wir haben momentan finanzielle Schwierigkeiten. Machen Sie das Projekt, wir verdienen damit dann Geld um Sie zu bezahlen. Ganz einfach.



Mein Senf dazu:

Allgemein möchte ich erstmal behaupten, dass das kein alleiniges Designer-Problem ist, sondern ein B2B-Dienstleistungs-Problem. Insbesondere bei Kreativleistungen möchte der Business-Kunde gerne mal den Preis drücken.

Frage an Euch: Was glaubt Ihr - Warum ist das so?

Machen Sie das Günstiger, und wir zahlen beim nächsten Mal mehr.
Dieses Argument erinnert mich stark an das Generation-Praktikum. Die Idee der Probearbeit ist ja an sich nicht neu. Aber ein Kunde sollte schon ordentlich etwas zu bieten haben, damit man ihm eine günstigere Probearbeit machen kann. Denn eigentlich hat man beim Erstauftrag eines Kunden sehr viel mehr Arbeit als bei Folgeaufträgen. Schließlich muß man erst eine Linie mit dem Kunden finden und hat diverse vorbereitende Tätigkeiten wie Recherchearbeiten etc. zu erledigen.

Wir zahlen nie vor Fertigstellung
Nicht? Ist der Kunde etwa noch nie bei McDonalds gewesen? Oder im Kino?

Machen Sie`s günstiger, dann haben Sie ne tolle Referenz
Oh ja, mein persönlicher Liebling. Ist mir schon sehr sehr oft untergekommen. Noch besser ist die Variation "Machen Sie's günstiger, dann dürfen Sie es als Referenz benutzen". Diese Argument fällt auch wieder in die Generation-Praktikum Schiene. Natürlich will jeder eine Referenz sein und dafür weniger bezahlen. Auch die, die dann wegen der tollen Referenzen schlange stehen...

Ich bin mir noch nicht ganz sicher
... ist oft die Eröffnung eines Marathons an Änderungen. Ein Dauerlauf, der nie zuende geht, wenn man nicht irgendwann stopp ruft.

Verrechnen Sie noch nichts - wir machen in 2 Monaten weiter
Bin ich eine Bank?! Wenn Arbeit geleistet wurde, dann muß sie auch bezahlt werden. Wenn der Kunde plötzlich sein Projekt verschiebt, dann ist das seine Entscheidung. Da sollte er nicht seine Dienstleister mit reinziehen.

Angebot? Vertrag? Wozu, wir haben doch alles besprochen / Sind doch Freunde...
Kann sehr schnell schief gehen. Schon alleine, weil es zwei Meinungen über das Ziel gibt, solange dies nicht schriftlich fixiert ist.

Wir haben momentan finanzielle Schwierigkeiten. Machen Sie das Projekt, wir verdienen damit dann Geld um Sie zu bezahlen. Ganz einfach.
So oder so ähnlich hab ich das auch schon einige Mal gehört. Und immer, wenn ich mich darauf eingelassen habe, hat es sich später als Fehler herausgestellt.


Mein AddOn: Können Sie es nicht ein wenig billiger machen? Muß ja auch nicht so super sein!
Zu dem Spruch hat Sven letztens etwas Nettes gesagt: "Man geht doch auch nicht zum Tischler und sagt dem, dass die Beine eines bestellten Tisches nicht unbedingt gleich lang sein müssen, da es nichts macht, wenn der nen bischen wackelt. Denn dann fragt später jemand den Kunden: Was ist das denn für ein blöder Tisch, der wackelt ja. Von wem hamse den denn?!"


Fallen Euch noch Ergänzungen für die Liste ein?
Dann schickt mir die doch per Kommentarfunktion!





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    Kommentare
    #1 Christian am 02/06/08 um 02:36
    Salve
    Ich halte es mit dem Abkommen mit meiner Bank. Ich gewähre keine Kredite und meine Bank bietet dafür keine Programmierungen an.

    Damit habe ich den ersten Grundsatz. Der zweite ist eigentlich ganz einfach... Sie haben jemanden der es billiger macht? Schlagen Sie sofort zu, nicht dass ein anderer das Angebot wegschnappt. Ich helfe Ihnen dann bei der Fehlersuche ;-)

    Christian
    #2 Carsten Zimmer am 02/25/08 um 12:56
    das letzte Mal als ein Kunde so anfangen wollte, hab ich meine Notebook ausgeschaltet und angefangen alle Unterlagen einzupacken...
    drei tage später hat er angerufen und seitdem zahlt er brav...
    #3 Vroni am 07/16/08 um 04:20
    "Insbesondere bei Kreativleistungen möchte der Business-Kunde gerne mal den Preis drücken.

    Frage an Euch: Was glaubt Ihr - Warum ist das so?"

    Antwort zurück:
    Sie machen das besonders gerne bei Kreativen, weil es bei Kreativen besonders gut und einfach funktioniert. Wehren sich auch kaum. Denn letzere sind oft: idealistisch, geschäftlich, evtl. auch fachlich unsicher, wollen zeigen, dass sie was können. So kann man sie leichter als andere Lieferanten unter Druck setzen.

    Zudem herrscht im eher techik- und kaufmann-lastigen B2B die Meinung vor, Kreative seien emotionale Zicken und könnten zusätzlich - oder genau deswegen - nicht besonders gut mit Geld.

    Grüße
    #3.1 Ansgar Offermanns am 07/20/08 um 02:59
    Hm... gerade an dem ersten Punkt ist wohl eine Menge dran.

    Zumindest kann ich mich da sehr gut wiederfinden - auch wenn ich schon wesentlich rigoroser geworden bin... was mir sehr gut tut! :-)
    #3.1.1 Ricarda am 09/16/08 um 07:12
    Ich glaube, dass ich eine Sache, die man überall erst lernen muss. Man muss eben rigoros sein und sich durchsetzen.
    Ich hab damals auch gedacht mit Höflichkeit und Nettigkeit käm ich weiter, aber Höflichkeit und Nettigkeit hat mich dann ne Menge gekostet, also bin ich, zumindest was den "geschäftlichen" Bereich angeht nicht mehr Höflicher oder Netter als es unbedingt sein muss ;-)
    #4 Michael Kieweg am 01/07/10 um 07:28
    Das geht nicht nur den Kreativen so.
    Im Handwerk geht es nicht anders zu. Inzwischen gibt es Regalmeter mit Büchern voller Tipps, wie man Handwerker nach getaner Arbeit im Preis drückt.
    Sei es, daß man wegen eines minimalen "Fehlers" vor Gericht zieht und damit die Bezahlung solange rauszögert, bis der Handwerker einem Vergleich zustimmt, damit er wenigstens etwas Geld bekommt, oder man macht (wissentlich) falsche Angaben in den Plänen, schreibt aber rein, daß alle Angaben durch den Handwerker bauseits zu prüfen sind.
    Wenn der Kram dan nicht passt und der Handwerker nicht vorher nachgemessen hat, was er meistens zeitlich und vom Aufwand her garnicht leisten kann, dann schindet man eine Zusatzleistung heraus, damit man mit der "Reparatur" einverstanden ist.
    Hand auf's Herz, wer rechnet schon jedesmal genau den Skonto nach, wenn derKunde innerhalb von 10 Tagen zahlt?
    Und wenn er dann 3% oder 5% statt der gewährten 2% abgezogen hat, tja mein Gott, dann hat er sich halt verrechnet....
    #5 Luka Johannsen am 07/11/15 um 12:37
    Bei Leuten, die öfter Aufträge vergeben, ist diese Einstellung echt Sch&%$e, aber Privatleute meinen's oft nicht böse.
    Ich denke, dass viele Leute, die nicht selbst Freiberufler oder Gewerbetreibende sind, schlicht nicht verstehen, welche Stundenhonare man nehmen muss! Um auch nur überleben zu können...

    "Wenn ich als Angestellter nur 15 Euro verdiene, warum nimmt der Klemptner 50Euro?" So einfach, so naiv...

    Sie haben einfach net auf dem Schirm, dass der Arbeitgeberanteil des Angestellten (Krankenkasse, Rente u.ä.) vom Freien selbst erwirtschaftet werden will und in jeder "richtigen" Arbeitsstunde am Kundenauftrag ein Anteil für Nicht-Auslastung, Krankheitsfall, Aquise und und und mit drin steckt.
    Dennoch: Als Auftraggeber eines Externen zahlt man hiermit immernoch Peanuts gegen die Aufwendungen für Feste, wo ich nicht den Luxus habe, sie einfach weg zu lassen, sobald die Auftragslage nicht stimmt.

    Ich bin gerade dabei, mich selbstständig zu machen und habe auch erstmal mit den Ohren geschlackert als ich mich zum ersten Mal in meinem Leben mit der Honorarfrage auseinander gesetzt habe.
    Zum Glück hab ich mich wirklich umfassend informiert und (auch dadurch) das nötige Selbstbewusstsein, Angemessenes zu verlangen und mache nicht den Anfängerfehler Nr.1, der einen dann zwingt ewig und drei Tage viel zu wenig für gute Arbeit zu nehmen. Wenn man denn überhaupt überlebt.
    Ansgar, bitte bleib rigoros! ^^

    Ps: Verlink deinen Blog öfter; hab ihn jetzt zum ersten Mal gesehen und ich find ihn ganz toll! :*

    Und zu #1 Christian: Schöne Idee!
    "Schicken Sie Ihrem Geschäftspartnern ruhig einen Brief aus'm Gugle translator. Für's Doppelte meines Honorars ruf ich den danach an und erkläre ihm, dass sie seiner Katze nix tun wollen..." XD

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