KURS Programm der IHK

In Düren startet nun das KURS-Programm der IHK. Ziel von KURS ist die Einbindung von Unternehmen in den Schulalltag.

Meine Meinung nach ist das eine absolute und ultimative Bankrott-Erklärung an unser Bildungssystem. Da Staat und Land die Schulen nicht mehr ausreichend finanzieren können, müssen diese sich nun an Unternehmen prostituieren und die Freiheit der Bildung geht den Bach hinunter.
Im Falle der AOK mögen die Auswirkungen von KURS noch nicht so dramatisch scheinen. Denn schließlich stehen bei den gesponsorten Bildungseinheiten Dinge wie "Be smart – Don`t start!" (Anti-Rauchen-Aktion), gesunde Ernährung und Rückenschule auf dem Programm. Aber es geht auch um Assessment Center-Training und "Einblicke in die Berufswelt".

Das Unternehmen soll den Schülerinnen und Schülern des Burgau-Gymnasiums im Verlauf ihrer Schullaufbahn als Modell der unternehmerischen Arbeitswelt in verschiedenen Jahrgangsstufen und in unterschiedlichen Fächern begegnen. Weitere wesentliche Zielsetzungen sind durch die Begriffe "Berufswahl- und Arbeitsweltorientierung", "Öffnung von Schule und Unterricht" und "Handlungsorientierung" umrissen.


Ganz konkret bekommt in diesem Falle also die AOK die Möglichkeit, sich die Schüler von heute zu gefügigen und willfährigen Arbeitnehmerns von morgen zu machen.

KURS ist damit ein weiterer Auswuchs des derzeit weltweit grassierenden Gedankengut der Neoliberalismus, bei dem es nur noch um die Ware Mensch und den wirtschaftlichen Wert des Einzelnen geht. Das ist das Ende der humanistischen Bildung, deren Ziel es war, jeden Einzelnen zu einem Individuum mit einer eigenen Meinung zu entwickeln.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich habe nichts dagegen, dass Unternehmen den Schülern hier und da mal einen Einblick in ihr Unternehmen gewähren. Dafür gibt es seit Jahrzenten das Schülerpraktikum oder die Unternehmensbesichtigung. Auch Vorträge, in denen sich das Unternehmen präsentiert oder entsprechende Berufsfelder vorstellt sind völlig in Ordnung.

Denn bei all dem ist immer klar, dass es da gerade um eine Darstellung des Unternehmens durch das Unternehmen selbst geht. Wenn aber die Unternehmen den Unterricht gestalteten, dann verschwimmt die Grenze zwischen Bildung auf der einen Seite und Selbstdarstellung und Manipultion auf der anderen Seite dermaßen, dass wohl selbst so manchem Erwachsenen eine differenzierter und abgeklärte Sicht des "Unterrichtsstoffes" schwerfallen würde. Schüler sind mit dieser Aufgabe vollends überfordert.




    Kommentare
    #1 Bohrblog am 03/18/09 um 01:52
    So ganz negativ würde ich den Ansatz nicht einschätzen. Wenn ich mich an meine Schulzeit zurück erinnere, stand ich letztendlich doch völlig planlos herum und übte mich im heiteren Beruferaten. Die genutzten Praktika hatten lediglich die Wirkung, dass ich dadurch wusste welchen Beruf ich einmal nicht ausüben wollte - somit schieden 2 von tausenden aus.....

    Neben der Praktikumspflicht wäre es somit gar nicht verkehrt auch mal unbekanntere oder unterbesetzte Berufe vorzustellen - entweder durch ein Unternehmen oder andere, durchaus vorhandenen, Möglichkeiten.

    Aus finanzieller - marktwirtschaftlicher - Sicht wäre es für Unternehmer und Staat mit Sicherheit von Vorteil, wenn sich der Berufswunsch nicht erst während der ersten Ausbildungs oder Berufsjahre erschliest
    #1.1 Ansgar Offermanns am 03/19/09 um 04:40
    Hallo Sven,

    ich glaube, Du hast da den wesentlichen Punkt meiner Kritik noch nicht verstanden.

    Ich gebe Dir voll und ganz recht, dass es gut ist, wenn Schüler in ihrer Schulzeit viele Berufe vorgestellt bekommen. Solch eine Vorstellung darf dann auch ruhig durch ein (regionales) Unternehmen passieren.

    Es ist aber etwas ganz anderes, wenn plötzlich ein Unternehmen den Unterricht gestaltet!

    Man stelle sich z.B. vor, dass dann ein Energieversorger über Atomstrom referiert, der ja so toll, billig und risikofrei ist. Oder ein Hersteller für Nahrungsmittel aus dem Convinience Bereich oder Fast Food gestaltet den Unterricht über gesunde Ernährung.... Oder ein Medien-Konzern erzählt den Schülern was davon, wie frei, unbeeinflußt und neutral die Berichterstattung durch die großen Fernsehsender und Zeitungen ist.... Oder ein Unternehmen impft den Schülern ein, dass man immer hünsch in der Reihe bleiben muß, und dass es ein Privileg ist, dafür 7,50 € die Stunde zu bekommen... Oder oder oder...

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