TRND – mehr als nur Produktproben

Vor zwei Wochen habe ich mich bei TRND angemeldet, eine Art Produktprobendienst mit Feedback zu und Einfluss auf die werbenden Unternehmen. Kurze Zeit später kam meine Mitgliedskarte.

Ich finde die Idee und ihre Umsetzung sehr spannend und möchte deshalb TNRD etwas genauer vorstellen. Da mir aber noch ein paar Details für die Vorstellung fehlten und ich schon immer mal ein Interview mit einer interessanten Person machen wollte, hab ich mit Martin Oetting von TRND ein Interview per Telefon geführt.

Ansgar: Wenn man als User das erste mal auf Eure Seite kommt, dann bekommt man den Eindruck eines Produktprobendienstes, nur dass er professionell und cooler wirkt, als die üblichen Abzock- und eMail-Sammel-Seiten. Wo siehst Du den Unterschied von TRND zu den eben beschriebenen Diensten?
Martin: Zunächst vorweg: wir sammeln keine eMail-Adressen und leiten keine Mitgliederdaten an die Unternehmen / unsere Kunden weiter.
Uns geht es um einen klaren Mehrwert für alle 3 Gruppen, die bei unseren Projekten beteiligt sind: unsere Mitglieder bekommen interessante und innovative Produkte lange vor Markteintritt und können Einfluss auf die Weiterentwicklung nehmen. Unsere Kunden, also die beauftragenden Unternehmen profitieren nicht nur vom Feedback unserer Mitglieder, sondern auch von dem viralen Werbeeffekt, dem Word-Of-Mouth-Marketing (WOM). Denn unsere Mitglieder sprechen ja mit ihren Freunden und Bekannten über das neue Produkt. Und wir verdienen damit natürlich etwas.
Die Abkürzung TRND steht für „the real network dialog“ und deshalb steht bei uns die Kommunikation zwischen den Teilnehmern eines Produkttest und dem Unternehmen in Vordergrund. Wir helfen den Unternehmen, die Teilnehmer, also letztlich die Endkunden, ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören. Diese Kommunikation zwischen Teilnehmer und Unternehmen findet aber immer über uns statt: die Teilnehmer arbeiten aktiv an dem jeweiligen Projekt-Blog mit und geben ihr Feedback über ueber unser internes Berichtstool. Wir werten das Feedback dann auch und besprechen die Ergebnisse mit dem Kunden.

Ansgar: In Sachen User-Feedback ist ja auch der Remo mit Trigami aktiv. Seht Ihr die Schweizer als Konkurrent, oder wo ist der Unterschied?
Martin: Bei uns gibt es keine Bezahlung. Und das ist uns auch sehr wichtig, denn wir wollen, dass echte Mundpropaganda aufgrund von Begeisterung entsteht, aber nicht, weil Leute bezahlt werden. Denn dann entsteht vor allem Spam. Die Motivation für ein Feedback ist entscheident für seine Qualität. Unsere Mitglieder arbeiten vollkommen auf der Basis ihrer intrinsischen Motivation mit – sie finden die Produkte einfach gut! Wir nehmen ja nicht jeden in ein Projekt rein. Bei uns muß man sich für ein Projekt bewerben und wir wählen dann nur solche Teilnehmer aus, die total heiß auf das Produkt sind.
Außerdem halten wir Offline WOM für viel wichtiger als Online WOM. Denn nur über die wenigsten Produkte informiert sich der Endkunde im Internet.Nehmen wir als Beispiel eine Tuetensuppe. Es wird kaum jemand danach googlen ob eine Tütensuppe schmeckt oder nicht. Aber unsere Teilnehmer sagen dann ihren Freunden und Bekannten: „hey, ich hab da ne neue Tütensuppe probiert, die schmeckt echt super!“. Oder aber sie sagen: „schau mal, ich hab da ne Tütensuppe zum testen bekommen, aber die schmeckt grauen haft. Probier Du sie doch mal – vielleicht schmeckt sie Dir ja.“ Dann ist das auch ok. Ich würde zwar nicht den Spruch unterschreiben, dass jede Werbung gut ist, egal ob negativ oder positiv, aber es ist schon am wichtigsten, dass über ein Produkt geredet wird. Und wie bei der Tütensuppe sind ja nunmal die Geschmäcker verschieden. Und wenn einer unser Teilnehmer negative Kritik äußert, dann kann die von jemand anderen durchaus als positiv aufgefasst werden, eben weil er ganz andere Erwartungen an das Produkt hat.

Ansgar: Wer macht denn überhaupt bei Euch als Teilnehmer mit?
Martin: Derzeit haben wir über 60.000 Mitglieder. Das Durschnittsalter ist 31 und 60% sind Frauen. Bei den Interessen können wir problemlos alles abdecken und auch geografisch haben wir ganz Deutschland dabei. Trotzdem sind noch mehr Mitglieder immer gut, denn so können wir die Auswahl weiter verbessern.
Bei einer Kampagne haben wir meist 1000 – 5000 Teilnehmer, die über das ganze Bundesgebiet verteilt sind.

Ansgar: Warum streut Ihr Eure Teilnehmer bundesweit – wäre nicht vielleicht das Bilden von regionalen Clustern sinnvoller?
Martin: Wir streuen bundesweit, um eine möglichst große Reichweite also möglichst viele Leute auf der zweiten Ebene zu erreichen. Wir haben schon mal darüber nachgedacht, ob es Sinn machen könnte, das regional zu bündeln, aber der Einfluss einer solchen Bündelung auf die Effizienz einer Kampagne ist noch nicht ausreichend erforscht und die Reichweite würde dabei auf jeden Fall sinken.

Ansgar: In Eurer Referenzliste findet man namhafte Marken wie Nivea, Opel und Nintendo. Für welche Firmen ist TRND ganz allgemein interessant. Und: wer kann sich Euch überhaupt leisten?
Martin: Wir haben in der Anfangszeit sehr viele Erfahrungen gesammelt. Daraus haben wir standardisierte Vorgehensweise entwickelt, von denen wir wissen, dass sie gut funktionieren. Trotzdem bedeutet eine Kampagne sehr viel Arbeit. Sowohl in der Planung, also auch in der Auswertung.
Das führt dazu, dass eine durchschnittliche Produkt-Seeding Kampagne um die 30.000 EUR kostet. Bei groß angelegten Kampagnen können das aber auch mal 50 – 100.000 EUR und mehr werden. Mit unserem Express-Test für 9.500 EUR haben wir extra ein vereinfachtes und schlankes Kampagnenpaket geschnürt, dass sich auch kleinere Firmen leisten können. Aber auch das ist ja nicht wenig. Und so richten wir uns eher an größere Firmen, die deutschlandweit ein physisches Produkt vermarkten wollen.

Ansgar: Das heißt, dass also Online-Produkte wie Portale etc. nicht zu Eurer Zielgruppe gehören und sich Euch wohl auch nicht leisten könnnten?
Martin: Doch, schon - mit dem Express-Test koennen wir Webplattformen beim Finden erster Beta-Tester und Multiplikatoren sowie beim Sammeln von wertvollem Feedback auf jeden Fall helfen. Grundsätzlich gilt aber: Wer im Online-Bereich mit seinem Viral Marketing nicht am selben Tag anfängt, an dem er oder sie die erste Idee für sein Projekt skizziert, der startet zu spät. Denn das virale Marketing sollte bei Online-Produkten in das Produkt direkt mit eingebaut werden. Das hab ich auch in meinem Gastbeitrag bei
deutsche Startups
näher ausgeführt.

Vielen Dank noch mal an dieser Stelle an Martin Oetting für das ausführliche und nette Gespräch. Nun bin ich noch gespannter auf meine erste Teilnahme an einer Kampagne bei TRND...

Außerdem kann man von TRND viel über Kundenkommunikation und das Ernstnehmen von Kunden lernen. Auch wenn man als WebWorker ja durchaus näheren Kontakt zu seinen Kunden hat, als ein Hersteller für Tütensuppen, so ist das dennoch eine interessante Anregung.

Ich werde die Tage meine Learnings aus meinem Interview und Martins Beitrag bei DS über Viral Marketing für Online-Projekte erläutern. Das ist nämlich einen extra Artikel wert und muss auch noch ein wenig in mir sacken...


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